»Hold my Cookie Cutter, Daddy«
In diesem Jahr findet ihr hier statt eines Adventskalenders
eine kleine Adventsgeschichte, die ich im Rahmen des Autorenadventskalenders auf Instagram
geschrieben habe. Das Oberthema lautet in diesem Jahr Weihnachtsbäckerei.
Die Geschichte ist ein kleiner Einblick in die zweite Adventszeit von
Nico, Edward und Maxwell aus
Hold my Santa Latte, Daddy.
Ich habe keine Ahnung, wie Nico das seinem Dom erklären will, aber Edward sprachlos zu erleben, ist das Highlight meines Tages.
Wir hatten heute beide unseren letzten Arbeitstag vor Weihnachten, da morgen Heiligabend und das einer der wenigen Tage ist, an denen mein Café und Eds Sportstudio geschlossen bleiben.
Nico und ich sind nach zehn Monaten Beziehung vor ein paar Wochen offiziell bei Ed eingezogen und mit uns offenbar auch genug Weihnachtsdekoration, um sein Haus in diesen glitzernden und funkelnden Weihnachtstempel zu verwandeln, vor dem mein bester Freund gerade mit offenem Mund steht.
Amüsiert sehe ich zwischen dem Haus und Ed hin und her. »Hübsch, oder?«
Er blinzelt zumindest schon wieder. »Wie...? Wann...? Was ist hier in den letzten zehn Stunden passiert, Max?«
»Ich schätze, unser Sub hat seinen ersten Urlaubstag ausgekostet.«
»Ja.« Edward nickt. »Sieht ganz so aus.«
Er scheint noch gar nicht registriert zu haben, dass Lachen und laute Musik aus dem Haus dringen und die drei Autos, die auf der Straße vor dem Grundstück parken, unserem Besuch gehören.
Den Blick noch immer auf die funkelnden Lichter und die gefühlt tausend Weihnachtsmänner in den ulkigsten Kostümen gerichtet, geht Ed neben mir her auf die Haustür zu.
Als ich sie aufgeschlossen habe und aufdrücke, schnappt er nach Luft. »Was zum Teufel!?«
Ich riskiere einen Blick und muss grinsen. Das Geländer zum Obergeschoss blinkt in allen Farben des Regenbogens und die Flurwände sind mit geschmückten Tannengirlanden behangen. Außerdem zieht sich eine rote Teppichbahn von der Haustür bis ins Wohnzimmer, aus dessen Richtung Stimmengewirr zu hören ist.
Wir ziehen gerade Schuhe und Jacken aus, als Nico um die Ecke blickt und grinst. »Gefällt es euch?«
Lächelnd gehe ich zu unserem Schätzchen und gebe ihm einen Kuss. »Es sieht großartig aus. Hattest du einen schönen Tag?«
Er strahlt mich an. »Den besten.« Seine Miene ändert sich zu Besorgnis, als er an mir vorbei zu Edward blickt. »Ist er sauer?«
Ein Blick über meine Schulter zeigt mir, dass Ed immer noch nicht weiß, was er von dieser Weihnachtsexplosion halten soll. »Nur überrascht, denke ich.«
»Er hat gestern Abend gesagt, dass ich Lichterketten aufhängen darf.«
Das ist zwar richtig, aber ich bin mir sicher, dass Edward dabei ein paar Dimensionen kleiner gedacht hat.
»Hey, Sir.« Nico löst sich von mir, greift aber nach meiner Hand, als Ed zu uns kommt. »Es sieht doch toll aus, oder?« Nico schluckt und schmiegt sich an die Brust seines perplexen Doms.
»Was ist denn hier los?«, will Ed wissen, während er Nico gedankenverloren an sich drückt. »Wer ist noch alles da?«
»Niels, Juri und Cindy und ein paar unserer Mitglieder.«
»War das geplant, Schätzchen?«, frage ich, denn es ist das erste Mal, dass seine Mitstreiter vom Vorstand des CSD-Treffs, den er mitorganisiert, hier ein Treffen mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen des Vereins abhalten. Und dem Geruch nach irgendwas backen.
Er zuckt mit den Schultern. »Nicht wirklich. Es gab einen Rohrbruch und nun können wir die Räume des CSD-Treffs nicht nutzen. Einige Mitglieder haben aber niemanden, mit dem sie Weihachten feiern können, also habe ich gedacht, dass wir das Plätzchenbacken heute zu uns verlegen.«
Edward seufzt. »Wieso weiß ich davon nichts?«
»Es war ganz spontan. Aber ich habe vorhin versucht, dich anzurufen. Du hattest aber keine Zeit, erinnerst du dich?«
»Ja.« Ed runzelt die Stirn. »Wenn du zumindest erwähnt hättest, dass du planst, fünfzehn Menschen zu uns einzuladen, hätte ich mir die Zeit genommen.«
Nico verzieht das Gesicht. »Um nein zu sagen?«
Stumm öffnet und schließt Edward ein paarmal den Mund, dann seufzt er. »Natürlich nicht.« Sein Blick wandert noch einmal durch den Flur. »Unglaublich.«
»Es ist schon alles vorbereitet. Ihr müsst nichts tun, versprochen«, meint Nico eilig. »Also, ihr könnt natürlich helfen, aber ihr müsst nicht. Kommt mit rein.«
Wir folgen Nico in unsere Küche und ich weiß nicht, ob ich lachen oder zusammen mit Ed die Flucht ergreifen soll. Teenager jeden Alters bevölkern den Raum, den Nico in eine Plätzchenbackwerkstatt verwandelt hat. Zumindest ist die Aussicht auf Kekse eine kleine Entschädigung für dieses Spektakel hier.
»Hey, Leute! Meine Partner Ed und Max kennt ihr alle, ja?«
Wir werden von der ganzen Meute begrüßt, dann widmet sich jeder wieder seiner Aufgabe, während wir kurz mit Niels und Juri quatschen. Sie bedanken sich dafür, dass wir unser Haus zur Verfügung stellen, aber wir verkneifen uns den Kommentar, dass wir von alldem hier nichts wussten.
Ich ziehe Ed zurück ins Wohnzimmer und schlinge die Arme um seine Mitte. »Es ist für einen guten Zweck.«
»Das weiß ich«, murrt er und legt die Stirn auf meine Schulter. »Ich hatte mich nur auf einen schönen, ruhigen Abend mit euch beiden gefreut.«
»Den holen wir morgen nach.«
»Da sind die Kinder hier.«
»Dann übermorgen.« Als er wieder nur seufzt, muss ich grinsen. »Es riecht zumindest lecker nach Punsch und Plätzchen. Wenn du jetzt noch den Grill anwirfst, haben wir unseren eigenen kleinen Weihnachtsmarkt.«
»Die ganze Sache hier amüsiert dich, hm?« Er lehnt sich in meinen Armen zurück. »Wusstest du davon etwa?«
»Nein«, antworte ich ehrlich und gebe ihm ein Küsschen. »Aber wenn, dann hätte ich dich auch nicht vorgewarnt.«
»Arsch«, grummelt Ed, dann lassen wir uns zusammen auf seine ganz persönliche Weihnachtshölle ein.
Juri, der Vorstandsvorsitzende, hat Bratwürstchen besorgt, sodass Edward und ich uns bereit erklären, den Grill anzuwerfen. Es ist bitterkalt, auch wenn die Holzkohle zumindest unsere Finger wärmt. Bisher haben wir auch noch keine Wurst selbst essen dürfen, weil Teenager ein Fass ohne Boden sind und ständig einer von ihnen mit leerem Teller neben uns steht.
Dafür habe ich uns zwei Tassen des Kinderpunschs besorgt und mit jeweils einem großen Schuss Rum aufgepeppt. Der wärmt uns von innen und hebt unsere Laune.
»Sir?«
Gerade als wir einen Moment Luft haben und uns selbst ein Würstchen gönnen wollen, kommt Nico zu uns. Er hat Mehl in den Haaren und auf der Wange, was verdammt süß aussieht.
Ed hat jedoch nur Augen für sein Essen. »Oh, das darf doch nicht wahr sein. Gib mir dreißig Sekunden«, brummt er und inhaliert die viel zu heiße Bratwurst förmlich.
Ich ziehe Nico zu uns und reibe seine Arme, denn er trägt lediglich ein T-Shirt unter seiner Backschürze. »Alles okay, da drin?«, frage ich, während ich ihn, so gut es geht, vom Mehl befreie. »Du backst mit ganzem Körpereinsatz, hm?«
Er lächelt. »Natürlich, Daddy. Alle benehmen sich und haben Spaß.«
»Das ist gut.«
»Okay, Herzchen. Jetzt kann ich dir zuhören.« Ed hat aufgegessen und blickt genau wie ich auf den Teller voller Plätzchen, den Nico in der Hand hält. »Für mich?«
Er nickt lächelnd. »Sind extra ohne Zucker.«
Oje. »Trotzdem lecker?«, frage ich, ehe ich mich davon abhalten kann.
Sein Lächeln gerät ins Wanken, während er Edward weiterhin den Teller entgegenstreckt. »Auf jeden Fall nicht so kalorienhaltig wie die anderen.«
»Herzchen.« Seufzend nimmt Ed den Teller. »Das wäre nicht nötig gewesen.«
Wäre es wirklich nicht, auch wenn es lieb von ihm ist, dass er Rücksicht auf Eds Ernährungsgewohnheiten nimmt. Aber wenn er mal Süßkram isst, dann darf es gern auch echter sein. Zumindest sagt er nie Nein zu meinen Muffins, wenn er zu mir ins Café kommt.
Offenbar schmecken die Kekse auch nicht wie erwartet, denn Edward stockt nach dem ersten Bissen und kaut dann extrem langsam. »Koste mal«, fordert er Nico auf, der zögert.
»Ich will dir nichts wegessen.«
»Ach, mach ruhig.«
Schmunzelnd beobachte ich, wie unser Sub die Plätzchen von allen Seiten betrachtet und sich das kleinste rausfischt. »Willst du auch, Daddy?«
Ed grinst. »Ja, Daddy. Nimm auch einen.«
Mutig entscheide ich mich für ein Herz und beiße hinein. »Mhm.« Es schmeckt wie bröseliges, hartes Brot, daher überlasse ich die restlichen Kekse gern Edward ganz allein.
Nico kaut sein Plätzchen schnell und schluckt es eilig hinunter. »Ist ja furchtbar«, murmelt er und greift nach meiner Tasse. Noch während er trinkt, weiten sich seine Augen. »Sag mal, sauft ihr hier heimlich?«, fragt er perplex, als er abgesetzt hat.
Edward gluckst und hält ihm den Keksteller entgegen. »Iss noch ein paar von diesen staubtrockenen Dingern. Die saugen den Alkohol auf wie ein Schwamm.«
Empört stemmt Nico eine Hand in die Hüften, mit der anderen hält er meine Tasse fest und ich fürchte, die sehe ich heute nicht wieder. »Das ist nun der Dank dafür, dass wir extra zuckerfreien Teig geknetet, ausgerollt und ausgestochen haben? Wir konnten nicht mal davon naschen, weil er so eklig geschmeckt hat!«
Ich kann mir das Lachen nicht länger verkneifen, was Nico gar nicht gefällt. »Nicht lustig, Daddy.«
Vom Zauber der Weihnacht ist gerade nicht allzu viel zu spüren.
Edward schmunzelt ebenfalls, während er Nico an sich drückt und seine Hände auf dessen Hintern wandern lässt. »Wie wäre es, wenn ich mich nachher ausgiebig bei dir bedanke«, raunt er unserem Sub zu, dessen Wut augenblicklich verpufft. »Und da dein Daddy die Kekse tapfer gekostet hat, sollte er auch eine Belohnung bekommen.«
Begeistert schlinge ich die Arme um meine beiden Chaoten und lasse mich von ihnen in einen vielversprechenden Kuss verwickeln. Um uns herum herrscht immer noch Chaos, aber es funkelt und glitzert und passt absolut perfekt in unser Leben.